Die Hauptschule Rather Kreuzweg will sich gegen Übergriffe von außen schützen. Als erste Schule in Düsseldorf hat sie Videoüberwachung beantragt. Die Stadtspitze um OB Joachim Erwin steht hinter diesem Wunsch.
Ende April, Hauptschule Rather Kreuzweg: Polizisten holen Mädchen einer Erkrather Schule, alle im Alter von 15 oder 16, vom Schulhof. Sie hatten randaliert, Schüler und Lehrer angepöbelt, wollten nicht gehen, obwohl Lehrer sie mehrfach dazu aufgefordert hatten. Jetzt hat Rektorin Gabriele Georg bei der städtischen Schulverwaltung beantragt, den Schulhof per Video überwachen zu lassen. Die Schulkonferenz mit Lehrern, Eltern und Schülern hat dies ohne Gegenstimme beschlossen.
Auch an den beiden angrenzenden Grundschulen wurden gleichlautende Beschlüsse gefasst. Die Rather Hauptschule wäre die erste Schule in Düsseldorf, an der Kameras installiert würden. Die Chancen stehen gut, dass die Videoüberwachung kommt: „Wir stehen dem positiv gegenüber“, sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche (SPD). Es werde geprüft, ob und wann Kameras angebracht werden können. Geklärt werden müssten vor allem Fragen des Datenschutzes. Denn noch ist der Spielraum für Kameras an Schulen sehr eng. Die NRW-CDU hatte vor wenigen Wochen beschlossen, die Bedingungen zu lockern.
Gabriele Georg geht es um Abschreckung. Gefahren und Konflikte würden hauptsächlich von außen in die Hauptschule Rather Kreuzweg hereingetragen. „Natürlich haben wir keine einfachen Schüler. Aber wir wissen, wie wir mit denen umgehen müssen“, sagt die Schulleiterin. Machtlos stehen sie, ihre 28Kollegen und die beiden Sozialarbeiter aber solchen problematischen Situationen gegenüber wie im April. „Da machen Sie nichts mehr, wenn vor Ihnen eine Gruppe aggressiver Mädchen steht. Was die uns an den Kopf geknallt haben, möchte ich lieber nicht wiederholen“, erklärt Gabriele Georg. Sie stützt ihren Antrag auf weitere Zwischenfälle: Ärger gibt es immer wieder mit Schülern, die von der Schule fliegen.
Sie lungern auf dem Schulhof rum, gehen in ihre früheren Klassen, belästigen Lehrer. Denen geben sie die Schuld dafür, dass sie die Schule verlassen mussten. Oder sie bedrohen ehemalige Mitschüler, weil sie glauben, sie hätten sie verpfiffen, weil sie Mist gemacht haben. „Die testen aus, wie weit sie gehen können“, sagt Gabriele Georg. Beim zweiten Mal erstattet die Schulleiterin Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
Probleme gibt es auch mit Obdachlosen, die auf dem mit vielen Bäumen und Pflanzen bewachsenen Schulhof rumhängen. Sie trinken Alkohol und urinieren vor den Augen der Schüler. Die Toiletten auf dem Hof sind auch deshalb schon lange verschlossen. Immer wieder werden auch Jacken von den Garderoben vor den Klassenräumen gestohlen. „Eine Schule ist nun mal ein öffentliches Gebäude“, sagt Gabriele Georg. Einen Nebeneffekt einer Videoüberwachung sieht Gabriele Georg auch fürs eigene Schulleben: „Vielleicht hält dies die Jugendlichen davon ab, in Pausen das Gelände zu verlassen und sich in den Geschäften in der Nähe Chips und Cola zu holen.“
Dass die beiden Schülervetreter in der Schulkonferenz für die Videoüberwachung gestimmt haben, überrascht die Rektorin nicht: „Schüler sind oft viel vernünftiger, als man glaubt. Die wissen, dass wir hier nicht auf einer Insel der Glückseligen leben.“